Unsere Übernachtung im Altersheim war…hell – wir liessen extra die Balkontüre offen um zu sehen wie sich die Lichtverhältnisse verändern. Zwar ging um ca. 21:30 gestern die Sonne unter aber auch um 23:30 als wir schon ein paar Minuten im Bett waren, war es immer noch Taghell. So richtig Dunkel wurde es nie, schlafen konnten wir trotzdem – so Baden und Autofahren braucht halt trotzdem Energie.
Nach dem Aufstehen war noch einmal volle pulle Altersheim angesagt, Frühstück mit dem Charme eines Sterbehospiz – aber es gab Mini Berliner – Raffi’s gute Bewertung haben sie auf sicher. Danach sind wir so schnell wie möglich ins Auto – bis in ca. 50 Jahren liebes Altersheim. Im Auto kurz ein bisschen Reichweitenangst – reichen die 82% für die 150Km bis zum nächsten Hotel? Gibts eine Ladestation an einem sinnvollen Ort? Die Route führte über so etwas wie einen Pass also entschied Raffi, dass es über den Pass schon reichen wird, aber dass dort dann wohl Strom rein muss nach so viel Hochfahren.
Also gings los, zuerst die gleiche Strecke zurück wie wir sie gekommen sind, dann über eine kleine Nebenstrasse als querverbinder bis zur nächsten Autostrasse. Von da an gings dann immer höher und immer tiefer in ein Bergtal. Gesäumt von regelmässig auftauchenden Seen, von absolut naturbelassenen Flüssen (alle meist 4-5 verschiedene Arme und mit kleinen Inseln überall) und wir sahen sogar den letzten Rest eines Gletschers. Zersiedelung scheint in Norwegen kein Thema zu sein, wir haben einen See gesehen bei dem über das ganze Ufer verteilt alle 5-600 Meter ein Haus stand – quer über den ganzen Berghang verteilt. Wir sahen auch ein Skiresort welches aktiv im Ausbau ist – obwohl sich das Skigebiet auf 620 bis 1400m höhe befindet. (Hemsedal) Aber dank Polarluft – gibts dort wohl schneereiche Tage. Man erreicht bei diesem Pass nicht wirklich einen höchsten Punkt sondern man steigt auf in mehrere sehr lange Täler und merkt plötzlich, dass man doch recht Höhe gemacht hat. Dann plötzlich ist das Tal vorbei und es geht wieder runter bis auf Meereshöhe.






Als wir den Punkt erreicht hatten, wo es anfing runter zu gehen hatten wir noch 57% des Akkus – unten auf Meereshöhe hatten wir dann wieder 60% Akku – so wagte sich Raffi doch ohne Ladung weiter zu fahren, auch im wissen, dass wir einige Minuten später sowieso auf einer Fähre stehen würden und so eh kein Strom verbrauchen würden. Allen Mut zusammengekratzt und an der Ladestation vorbei richtung Fährhafen. Die Norweger sind recht freigiebig mit Tunnelbauten, anstatt irgendwie um den Berg rum fuhren wir einen 7Km Tunnel durch den Berg bis zum Fährhafen.
Wir wussten bereits vom Autovermieter, dass wir einfach auf die Fähre drauffahren können, als wir im Hafen ankamen stand schon eine ganze Menge Autos da und die Fähre lief gerade im Hafen ein. Nach ca. 5 Minuten war die Fähre entladen und wir konnten an Bord fahren. Wir hatten uns das ganze irgendwie kompliziert vorgestellt, mit irgendwelchen Reservationen und Tickets usw. aber man fährt einfach auf die Fähre und kaum ist man dort fährt diese auch schon los – ohne grosse Zeremonie. Einige Minuten Später kommt man drüben schon an und weiter geht die fahrt.






Bei uns beiden zeigen sich ein bisschen ermüdungserscheinungen, so viel schönes und neues braucht auch energie und wir dachten uns “erst mal ins Hotel und dann mal schauen was man noch machen könnte” – das Hotel meinte aber “NOPE” – Check-in Zeit sei erst um 15:00 – sie hätten noch gar keine sauberen Zimmer für uns. Nach einem ersten Blick auf die Ausstattung bezweifelten wir nicht, dass sie keine sauberen Zimmer zur verfügung hatten – das würde sich aber auch bis 15:00 Uhr nicht ändern. Wahrscheinlich würde sich das nur mit einer Warm-Renovation per Flammenwerfer ändern. Also schmiedeten wir neue Pläne, auf einer Broschüre entdeckte Susi die “Kaupanger stavkyrkje” eine Stabskirche welche laut Raffi alle so um die Vikingerzeit gebaut worden sind. Anstatt langweilig durchs dorf zu marschieren, schnappten wir unseren Juan (Raffi hat das Auto soeben getauft) und fuhren die 10Km zu dieser Stabskirche.
Von Aussen machte Sie keinen speziellen Eindruck aber als wir die 80 NKronar Eintritt gezahlt hatten (also 8CHF pro Person) – konnten wir das Innere der Kirche bestaunen und es wurde uns sofort klar, dass diese Kirche sehr alt war. Eine kleine Recherche von Raffi hat ergeben, dass die Kirche 1144 gebaut wurde und im 18. Jahrhundert etwas umgebaut und 1950 renoviert wurde. Der Grösste teil der Kirche ist aber rund 900 Jährig. Susi war sehr skeptisch vor dem Besuch aber auch Sie hat die spezielle Atmosphäre und die Historie des Gebäudes auch gespürt. Wenn man dann das innere des Gebäudes kennt, ist auch das äussere gleich viel Interessanter. Die Kirche liegt wunderbar mit guter Sicht auf den Fjord und einem härzigen kleinen Friedhof drumherum.








Wir lösten uns dann von der Stavkyrkje und fuhren wieder richtung Sogn – um einige Meter später von Einkaufszentren “eingesogen” zu werden – Raffi kaufte sich noch eine Norwegenfahne und einen Brunost Käsehobel. Susi konnte sich mal wieder nicht zu einem Kauf durchringen. Als vorbereitung für den Nächsten Tag wollten wir dann noch den Akku unseres Juan’s befüllen, in Sogn hiess es gäbe es eine 200kW Ladestation welche unseren Juan in nur 22min von 0 auf 100% Laden könnte – wir hofften auf 11min von 45% auf 100% – als wir den Wagen aber endlich zum Laden bekamen war es uns auch egal – es hatte dort nochmal eine grosse Auswahl an Einkaufsläden. Im Sportshop holte sich Raffi neue Gleitschirmhandschuhe und Schweissbänder und Susi …. konnte sich wieder nicht zu einem Kauf durchringen – auch auf wiederholtes Anpreisen von Produkten durch Raffi hin nicht. Als wir endlich alle Läden durch hatten, checkte Raffi die App – 89% Geladen – der Wagen wurde nur mit maximal 50kW geladen – nicht wie versprochen mit 150kW (das ist die Maximalladeleistung des Cupra). Also Verbrachte Raffi die Zeit noch mit Googeln was Juan so kosten würde (ca. 45’000CHF – wer bezahlt sowas?) und dann war aber die Ladung auch nach 50min abgeschlossen.
Um nicht um 15:00 im Hotel auf zu schlagen fuhren wir noch zur Kirche in Sogn – leider keine Stabskirche aber sie war sowieso in Renovation – wir konnten nicht rein. Auf dem Friedhof fiel uns auf dass bei vielen Gräbern noch süsse kleine Messingvögel auf den Grabsteinen sassen und dass viele Grabsteine gleich eine Aussparung für eine Kerze hatten. Ausserdem hat es zwischen den Grabsteinen zwar viel Platz, aber vor jedem Grabstein hat es nur platz für 1 Blumenstock – der rest ist Rasen. Finden wir eine gute Lösung – weniger Aufwand und irgendwie siehts trotzdem gut aus.


ENDLICH konnten wir dann unser Hotel beziehen, obwohl – wir hoffen dass dies nun der Hotelmässige tiefpunkt ist und dann ab Morgen der Höhepunkt folgt. Das Zimmer ist sehr warm und man kann nur ein Fenster schrägstellen, wir sitzen Aktuell gerade auf dem Balkon (nicht des Zimmers sondern des Hotels) und halten die Türe offen damit ein bisschen durchzug entsteht und evtl. das Zimmer sich noch ein bisschen abkühlt. Mal schauen ob wir eine gute Nacht haben, aber wir haben viel Hoffnung für Morgen.





Seit wir das Hotel Bezogen haben, sind wir den Strandweg dem Fjord entlang gewandert, sind noch durch -gefühlt- alle Läden des Dorfes gezogen (für so ein Dorf hat es überraschend viele Läden) und haben uns etwas znacht gesucht. Wir fanden einen Burgerladen welcher in einem anderen Hotel angesiedelt ist. Im Vågal Burger and Gin ass raffi einen klassischen Cheesburger und Susi den Vegan Burger mit Süsskartoffel-Fritten und einem virgin Mojito (der Servierboy schaute etwas schräg als wir den Mojito ohne Alk wollten) – bisher das beste Essen seit wir auf unserer Reise sind.



Nun geniessen wir noch etwas die Stimmung vom Hotel-Balkon aus – wir sehen ein klein wenig Natur und viel Dorfleben.
Morgen gehts dann nach Bergen ins super Hotel – auf dem Weg hat Raffi schon eine Stabskirche ausgemacht die wir noch ansehen können – wir sind gespannt wie weit uns die 100% Akku tragen werden. 🙂








