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Ente, Ente, Ente…

Heute haben wir mal wieder einen Versuch gestartet eine oder mehrere Robben in der Wildnis zu sehen. In Norwegen war es uns gelungen zwei Stück im Wasser zu sichten, Sie haben uns damals misstrauisch beäugt und sind dann in den tiefen des Wassers verschwunden. Diesesmal waren wir uns wieder bewusst, dass es Winter ist und die Robben mit vorliebe im Wasser sich aufhalten (4 Grad warmes Wasser ist -14° kalter Luft vor zu ziehen) – und trotzdem haben wir uns auf die lange fahrt gemacht.

Zuerst haben wir eine der Tankstellen aufgesucht und erfreut festgestellt, dass diese genau gleich funktionieren wie in der Schweiz, ausser dass man quasi eine Niere verkaufen muss um eine Tankfüllung zu finanzieren. 30 Liter kosteten uns ca. 70 Franken. Als nächstes mussten wir uns durch die Strassen und Kreisel von Reykjavik durchkämpfen – ungelogen 10 Kreisel später waren wir irgendwo ausserhalb von Reykjavik und hatten ein erstes Mal richtige Natur vor unserer Nase. Kaum hatten wir uns an den Anblick der Meeresküste gewöhnt, verschwanden wir in der unterhölle namens “Hvalfjörður Tunnel” dieser führt unter dem Meer durch auf die nächste Halbinsel. Lüftung? Licht? Rettung? Keine Chance wir sterben hier wie Vikinger. Einfach zwei Spuren die im Boden verschwinden und am anderen Ende wieder hochkommen, einzig unterbrochen von einer Tempoanzeige die uns beschimpft weil wir diese Hölle so schnell wie möglich durchqueren wollten.

Nachdem wir nun auf der anderen Seite wieder das spärliche Tageslicht begrüssten ging es weiter der Küste Entlang bis wir dann über eine Brücke fuhren und zum letzten Mal für eine lange Zeit ein bisschen Zivilisation und einen letzten (gott sei dank) Kreisel durchqueren konnten. Nach der “Borgarbyggð” durchquerten wir Borgarnes und wurden dann sowohl von der Zivilisation wie auch von unserem Navi alleingelassen – “Bitte folgen sie die nächsten 112Km dieser Strasse – see you later loser” meinte das Navi noch und schon waren wir in der totalen Wildnis. Uns beiden stockte teilweise der Atem – da war nur noch die Strasse und ansonsten karge Natur. Susi wurde, von der Wildnis die von Horizont zu Horizont reichte, etwas ehrfürchtig und stellte fest, dass sie sich sehr klein fühlt in dieser unendlichen Wildnis. (NOCH kleiner) Anfangs war es offensichtlich ein ehemaliges Lavafeld, anschliessend wechselte die Umgebung in totale Steppenlandschaft bei -16° Aussentemperatur. So fuhren wir mit 90km/h durch die Wallachei bis nach über einer Stunde das Navi erwachte und uns gebot links ab zu biegen. In froher Erwartung des Anblickes von etwas Zivilisation änderte sich einzig, dass wir nun gelegentlich einen Bauernhof sahen und entlang eines gefrohrenen Fjords fuhren bis wir endlich in Hvammstangi eintrafen.

Laut unserer Recherche ist Hvammstangi das Epizentrum der Robbentouristik von Island und quasi an jedem Strand des Fjords habe es eine “Robben-Zivilisation” – also sind wir zum Seal-Center Hvammstangi gefahren welches direkt am Fjord liegt, haben unser Auto geparkt und haben gleich mal einen ersten Blick auf die Robben…. da waren keine Robben. Wir suchten als erstes den Strand von Hvammstangi ab und entschieden uns dann doch in dieses Robben-Zentrum zu gehen. Ein bedauernswerter junger Mann stand hinter dem Tresen und hatte etwas Hoffnung in den Augen, dass wir uns für seine Ausstellung und sein Wissen interessieren. Wir interessierten uns leider nur für sein halbwissen “Könnten sie uns bitte sagen wo wir wilde Robben sehen können” – die Hoffnung starb in seinen Augen während dem er schon fast schlafwandlerisch auf einer kleinen Karte die möglichen Strände für Robbenbeobachtung einzeichnete. Susi stand daneben wie ein Corgi der darauf wartet, dass sein Knochen geworfen wird, packte die Karte und rief im rauslaufen “Thank you very much!” und Raffi humpelte in seiner besten Quasimodo-Manier hinterher.

In unserer Verzweiflung hielten wir schon diese Möwe für eine Robbe…

Rein ins Auto und los ging die wilde fahrt, raus aus Hvammstangi und auf eine Schotterpiste die uns richtung “Tjörn” befördern sollte. Raffi am Schlaglöcher ausweichen, Susi auf dem Ausguck & Navigation. Nach 15min entdeckten wir nach ca. 300 Enten endlich eine einzige Robbe im Wasser. Offensichtlich war sie die untalentierteste Robbe des ganzen Fjords im sich verstecken, sie blieb nämlich die einzige Robbe die wir entdecken konnten. Nachdem sie sich dann zu ihren unsichtbaren Freunden begeben hatte, fuhren wir weiter auf der Suche nach dem erwähnten Aussichtspunkt den uns der bedauernswerte Muesumswärter mitgeteilt hatte. Nach ca. 30min Fahrt, entschieden wir uns dann doch noch moderne Technologie zur Hilfe zu nehmen und gaben den Ort im Navi ein, nur um fest zu stellen, dass wir an der Stelle an der wir die einzige Robbe gesehen hatten bereits richtig gewesen waren. Wir fuhren wieder zurück aber nun hatte auch die eine Robbe gelernt sich zu verstecken und wir schauten nur auf eine recht grosse anzahl langweiliger Enten herunter. Da der Wind sich mal wieder die grösste Mühe gab unsere Knochen ein zu frieren gaben wir irgendwann die Beobachtung auf und begaben uns auf den Rückweg.

Kurz nach Hvammstangi als sich das Navi gerade von uns für die nächsten 112Km verabschiedete, übernahm dann auch Susi das Steuer und legte sich mit den 112Km Einöde an. Sie stellte auch sicher, dass Raffi die Einöde mit seinem Urin taufen durfte und vergass nicht bei den Lavafeldern nochmal für Raffi zu halten, damit er einen Lavastein stehlen konnte. Sie fuhr erfolgreich an den ersten Zeichen von Zivilisation vorbei und über die Brücke um dann kurz vor dem Höllentunnel wieder an Raffi zu übergeben. Raffi fuhr dann noch über die 10 Kreisel und dank kreativem Navi über einen gänzlich neuen Weg bis zu unserem Hotel wo wir uns erschöpft in unser Zimmer verschanzten.

Für einen gemütlichen Abend fehlten uns aber noch Snacks und Getränke also begaben wir uns nochmal raus auf die Einkaufsmeile von Reykjavik um ein paar Snacks, Ansichtskarten und Getränke zu holen und durften dann erfreut feststellen, dass es noch anfing zu schneien. Nun sitzen wir im Zimmer, schauen Skirennen und freuen uns auf den letzten Tag in Island bevor wir dann am Sonntag um Morgens um 03:00 unser Hotel verlassen müssen um unseren Flug zu erwischen.